
Vorab erst einmal: Sorry. Über das erste Saisonspiel habe ich gar nichts geschrieben. Das gabs ja noch nie, dass ich im Stadion stand, aber nix zu schreiben hatte; Ich hatte einfach viel um die Ohren – und ganz ehrlich: Bock hatte ich nach dem Spiel auch nicht.
Trotz U-Bahn kam ich erst kurz vor Knapp. Beim abholen des Frühstücks (Astra & Bratwurst) wurde bereits das „Herz von St. Pauli“ geschmettert. So kam ich also erst kurz vor Anpfiff zu meinem Stammplatz. Zum Glück ist in meine Kuschelecke am Rande zur Nord immer ordentlich Platz. So konnte ich noch vor Hells Bells meinen Platz einnehmen, die Wurst runterwürgen und das Spiel genießen. Meine Erwartungen? Schwer zu formulieren. Das Spiel gegen Stuttgart war ein Fest und blöd gelaufen, das letzte Heimspiel eine Katastrophe. Keine Ahnung, ob die Länderspielpause da genug Zeit war, das Ganze wieder in den Griff zu kriegen.
Bereits in Minute eins wurde Buchtmann heftig angegangen. Das sollte eine Vorschau für das Spiel werden, genauso wie die Tatsache, dass ihre Fouls selten geahndet wurden. Zum Glück war aber auch zu sehen, dass unsere Jungs gut und mutig nach vorne spielten und auch hintern stabil standen. In Minute fünf wurde Nehrig kräftig ins Gemächt getreten. Das tat schon beim zusehen weh. Unnötig zu erwähnen, dass es dafür keinen Freistoß gab. In weiser Vorraussicht waren alle unsere Spiele von vorherein mit verstärkten Schienbeinschonern unterwegs. Ewald hatte so etwas wohl geahnt. Eine Minute später traf es dann Gonther. „Pressschlag“ wie es immer so schön heißt. Nein. Ich werde nicht alle Fouls aufzählen; Das wäre sonst auch eine Fortsetzungsgeschichte. Zwei Fouls und 4 Minuten später musste Gonther dann runter und wurde durch Lasse früher als geplant ersetzt.
Kaum war die Szene vorbei, hatte Aziz Bouhaddouz die Chance auf dem Fuß fast allein vor dem gegnerischen Tor. War auch schwer anzunehmen, aber der hätte wirklich reingehen dürfen. Bielefeld kam fast ausschließlich über lange Bälle an unseren Strafraum, während wir mit flachen Pässen kombinierten. Das alles mit extrem großen Einsatz und auch Mut. Selbst Fernschüsse wagte Aziz zwischendurch. Die Anschließende Ecke führte zu einem Patzer von Sobiech und dadurch zu einem gefährlichen Konter. Bis dahin die beste Chance für den Gegner, auch wenn der Ball schlussendlich erst knapp vor der Eckfahne die Linie übertrat.
Was mir vor allem auffiel war, wie wach unsere Spieler waren. Nach Ballverlust wurde schnell jeder Konter unterbunden, indem die Passwege geahnt und Pässe abgefangen wurden. Nach einer halben Stunde hatte der Schiri sich dann wohl dazu entschlossen, dass – wenn schon die Fouls der Bielefelder nicht geahndet werden – wenigstens ein paar unberechtigte Freistöße für die Arminia her müssten. Der Stimmung tat das zunächst keinen Abbruch. Die war weiterhin grandios. Kein Wunder bei dem Wetter und bei dem, was unser Verein da auf dem Rasen bot.
Endlich mal wieder Song two! Wurde auch mal Zeit! Die Party konnte starten!
In der Nachspielzeit hatte Aziz noch zwei Mal eine gute Chance auf ein weiteres Tor. Keine Frage: Der Chef im Ring hatte heute die braunen Klamotten an. Die Spieler wurden somit völlig zu Recht unter Applaus in die Kabinen geschickt. Die Meinung zur Schiedsrichterleistung war da etwas differenzierter.
Mit viel Wut im Bauch ging es dann wieder nur noch in Richtung gegnerisches Tor. Noch in der gleichen Minute köpfte Sobiech den Ball ins gegnerische Tor. Leider stand da noch der Torwart davor. In Minute 55 war es dann endlich soweit. Choi semmelte das Ding ins gegnerische Tor nach einem schönen zuspiel von Aziz. War aber doch nix, abgepfiffen wegen Abseits. Spoiler Alarm: War kein Abseits. Nicht mal gleiche Höhe. Allmählich fing ich an, mich zu fragen, ob das Schiedsrichtergespann nur unfähig ist, oder da doch bewusst geschoben wurde. Ich war da offensichtlich nicht allein mit meiner Auffassung, denn nachdem die nächste lächerliche gelbe Karte gegen Buchtmann verteilt wurde, schallte „Schieber“ durchs Stadion.
Ein paar Fouls und – jetzt auch gute – Torszenen später kam Jerry in der 65sten für Nehrig. Jetzt war das eigentlich nur noch Zielschießen aufs Bielefelder Tor. Aber das Ding wollte einfach nicht rein. Ryo durfte dann auch kurz raus. Er hatte bereits Krämpfe gehabt. Cenk Sahin übernahm seinen Part und setzte qualitativ direkt dort an, wo Miyaichi aufgehört hatte. Zunächst aber hatte die Arminia eine ihrer wenigen Chancen. Wurde aber nix draus. Hatte ich auch keine Angst vor. Wenn es ein weiteres Gegentor geben würde, dann nach einem Standard. Vermutlich nach einer Schwalbe.
Der Druck von uns wurde aber immer größer. Nur dieser blöde Ball wollte nicht reins ins Tor. Vor allem Aziz machte da weiterhin richtig Dampf. Allerdings kamen ab Minute 75 auch ein paar Fehlpässe dazu. Da forderte das extrem intensive Spiel wohl seinen Tribut. In Minute 78 entschied der Schiedrichter dann, dass er selbst dann nicht für uns pfeift, wenn der Linienrichter wie blöde mit der Fahne wedelt, weil er (korrekt) ein Foul gesehen hatte.
Das entschädigte für einiges, was wir Anfang der Saison mitmachen mussten. Die Mannschaft scheint sich zu stabilisieren und mittlerweile lässt sich die spielerische Klasse der Neuzugänge mehr als nur erahnen. Vor allem aber ist die erste Panik einmal abgewendet. Das wird noch ein langer Weg, aber er sieht gut aus. Unsicherheiten habe ich nur (aber auch nicht übermäßig) bei Hedenstad gesehen. Patzer gab es erst zum Ende, als die Kräfte schwächer wurden. Und ja. Natürlich war das nur Bielefeld, aber gerade gegen die Schwachen haben wir ja meist unsere Probleme. Jetzt also Berlin weghauen, die Liga rocken und dann wird das schon.
Der Trainer war eigentlich schon immer am Millerntor. Meist auf der Gegengeraden knapp vor der Nordtribüne.
Sozial unterwegs