Nicht die hellsten Matrosen


Holzbein Kiel zu Besuch. Das konnte ja was werden. Ich muss immer willkürlich an Werner denken, wenn wir Besuch aus dem noch höheren Norden bekommen. Eine anständige Kälte haben die dann auch noch mitgebracht. Ich kam zu den üblichen Zeiten knapp eine Stunde vor Anpfiff auf der Gegengeraden an, wodurch ich das kostenlose „Boss Hoss“ – Konzert verpasst habe. Zumindest in meinem direkten Umfeld war das Interesse dann aber auch wohl nicht wirklich so groß gewesen. Außerdem klingt Cindy Lauper viel besser. Habe ich exakt so gesagt bekommen. Fragt mich nicht, wieso man diesen Zusammenhang erkennt. Ich persönlich finde auch, dass Freddy Mercury besser singt als Helene Fischer, aber das ist eine andere Geschichte 🙂

Das Stadion war – wenig überraschend an diesem Sonntag wieder einmal ausverkauft. Es war zwar kalt aber wenigstens trocken. Neben einer wirklich schicken Choreo der Süd gaben sich auch die Kieler Fans die Ehre und zogen eine Frankreich-Flagge komplett über den eigenen Block. Ok. War neben den drei Farben noch was draufgepinselt, also wohl eher einen Kiel- als einen Paris-Bezug. Und während die Gästefans also unter dieser plastikartigen Plane standen, kamen einige Intelligenzbestien auf die Idee, jetzt wäre doch echt mal eine tolle Idee Bengalos zu zünden.

Der offensichtliche Erfolg waren ein paar Rauchschwaden an den Rändern der Plane und vermutlich viel Husten und Keuchen unter ebendieser. Ich bin ehrlich: Wir haben uns köstlich amüsiert, wie die Kieler sich primär selbst eingenebelt haben. Immerhin: Irgendwann merkten die ersten dann wohl auch, dass das jetzt nicht so ganz schlau war, und hielten die Bengalos am Rande unter der Plane hervor.

Das wiederum hatte den Vorteil, dass die Ordner das alles sehr bequem einfach wegpflücken konnten. Fehlte eigentlich echt nur, dass die auch noch die Plane angezündet hätten: Das wäre ein klassischer Fall für den Darwin Award gewesen.

Aber so ganz nebenbei gab es da ja auch noch ein Spiel auf dem Feld. Und immerhin lockte die Tabellenführung und – was viel wichtiger ist: Die Chance, den HSV zu ärgern verbunden mit der nächsten längst fälligen Trainerdiskussion in Stellingen. Erfahrungsgemäß geht träumen bei uns ja meistens schief, aber jede Serie kann ja mal durchbrochen werden. Denn das sah auch von Anfang an sehr gut aus. Cenk durfte diesmal von Anfang an los legen, genauso wie Allagui. Dafür musste Ryo zunächst einmal auf die Bank. Unsere Jungs übernahmen schnell das Zepter und spielten mutig nach vorne. Kiel versuchte es deutlich defensiver, hoffte auf Konter und nutzte auch so einige Fouls, um unsere Spieler aufzuhalten. Insbesondere Knoll war mehrmals das Opfer ziemlich fieser Attacken. Der Schiri hatte das aber ganz anständig im Griff (Ja. Das hört man von mir nicht sehr häufig 😊). Unsere erste dicke Chance gab es schon nach knapp 10 Minuten. Allagui stand ungewöhnlich frei vor dem gegnerischen Tor, köpfte aber leicht daneben. Es folgen einige gute aber leider erfolglose Chancen auf  unserer Seite und so war am Ende der ersten Halbzeit zwar kein Tor gefallen, aber die Gäste hatten bereits zwei gelbe Karten kassiert.

In der Halbzeitpause gab es dann noch einen freundlichen Gruß der Süd zu den Gästen, ein schönes Banner mit „Kiel ist fällich“, sowie Eckahard und Meister Röhrig daneben. Bin ich also wohl nicht der Einzige, der bei Kiel unwillkürlich an Werners Fußballspiel denken muss. Dazu gesellte sich diesmal ein ungewöhnlich langes Antifa Hooligans bevor die zweite Halbzeit angepfiffen wurde.

Jetzt fing auch Kiel an, selbst ein wenig mit zu spielen und hatte auch prompt nach fünf Minuten eine richtig gute Chance. Die Latte rettete uns diesmal. Es folgen jeweils eine „der muss eigentlich rein gehen“ Chance von Allagui und Mats. Das Tor machten aber dann die Kieler in der 60sten Minute. War am anderen Ende des Platzes, aber mein Gefühl sagt mir, den Kopfball hätte man verhindern können. Die Kieler Fans quittierten das Tor übrigens mit Becherwürfen in Richtung unseres Keepers. Auch zuvor (und später) fielen sich immer wieder durch Becherwürfe auf. Ich bin ja ehrlich: Ich konnte anfangs die Feindschaft zwischen unseren Ultras und den Kielern nicht so wirklich nachvollziehen, aber so assozial haben sich tatsächlich nur wenige Gästefans verhalten. Schade eigentlich.

Mittlerweile waren Ryo und Henk in der Partie. Die sollten das also nun richten, doch die Kieler blieben jetzt tatsächlich auf Augenhöhe. Beide Seiten hatte teils gute Chancen, aber so richtig rein wollte der Mistball einfach nicht gehen. Aber wir schießen unsere Tore ja ohnhin erst in den letzten Minuten…

Kurz vor Schluß war es dann auch soweit. Allagui schlenzte das Ding schön in einem Bogen über den gegnerischen Keeper. Der Ball senkt sich nach unten und … trifft von oben auf die Latte. Der Fußballgott hatte mal wieder einen miesen Tag. Der MUSSTE doch drin sein!

Am Ende blieb es dann bei dem Ergebnis. Ein Unentschieden wäre das verdiente Ergebnis gewesen, aber das wäre es beim letzten Auswärtsspiel gegen Duisburg ehrlicherweise auch. Und da haben wir gewonnen.

Ich trau dem Braten da oben in der Tabelle ja ohnehin nicht. Wir haben weiterhin schon mal 19 Punkte gegen den Abstieg gesammelt. Bis zum Ende der Saison werden wir vermutlich noch ein bis zwei Trainerwechsel beim HSV hämisch kommentieren dürfen. Wenn wir dann am Ende vor ihnen stehen und auch noch das Derby gewinnen brauchen wir auch wirklich nicht aufsteigen. Ist doch ganz kuschelig in Liga 2.

 

 


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