Olaf Scholz hat verloren. Schon wieder. Nach dem Rückkauf der Energienetze entschieden die Hamburger erneut gegen seine offen kommunizierte Präferenz. Olympia in Hamburg findet nicht statt. Die Entscheidung war denkbar knapp und hat viele Hamburger an die Urnen gelockt.
Scholz ist Pragmatiker. Er wird den Willen der Hamburger umsetzen und die Bewerbung beenden. In vielen Medien ist davon die Rede, dass dies eine große Niederlage für ihn sei. Von den Oppositionsparteien sowieso. Aber ich sehe in dem Ergebnis auch eine Chance: Wenn Olaf Scholz jetzt ein gutes Konzept vorlegt, wie Hamburg in den nächsten Jahren die Probleme angehen will, wie das Geld ohne den IOC-Anteil sinnvoll eingesetzt werden kann, dann kann er die Niederlage dazu nutzen sein Image als pragmatischer Umsetzer zu stärken. Und es gibt viel zu tun in Hamburg. Jetzt wo nicht mehr alle Aufmerksamkeit des Senats auf die Olympiabewerbung steckt, kann man sich endlich der schmählich vernachlässigten Flüchtlingsproblematik widmen. Der Senat kann die Aufgabe nicht einfach ausschließlich an überforderte freiwillige Helfer abwälzen, sondern muss endlich selber Lösungen finden. Auch andere Probleme müssen dringend angepackt werden:
Einiges am Olympia-Konzept macht Sinn. Beispielsweise der Ausbau des HVV, die Verbesserung der Fahrradinfrastruktur: All das ist notwendig. Und kann jetzt verstärkt angegangen werden, wo Kosten für Stadien, IOC, (die deutlich schön gerechneten ) Sicherheitskosten und Grasbrook-Umzug wegfallen. Auch ohne die Bundesmilliarden bleibt so deutlich mehr übrig um diese Themen umzusetzen. Beim Rückkauf der Energienetze hat Scholz gezeigt, dass es geht. Es wäre politisch leicht gewesen, diese Aufgabe bewusst zu torpedieren um hinterher sagen zu können, er habe vorher Recht gehabt. Man muss nicht zwangsläufig zum Arzt gehen, wenn man Visionen hat. Jetzt geht es darum realistische Visionen zu zeigen.
Also: Gerne ein, zwei Tage ärgern und dann ans Werk.