
Es gibt durchaus Sachen im Leben, die kommen relativ überraschend. Die Tabellenplatzierung des magischen FC beispielsweise habe ich am Anfang der Saison völlig anders erwartet. Oder Deniz Naki am Millerntor (erstmal nur) bei den Höllenhunden. Oder ein neues Präsidium. Und dann gibt es sogar Sachen, die kann man sich kaum ausmalen, weil sie so absurd sind. Heute gab es so eine Sache:
Die MOPO führt Bezahlschranken für ihren Internetauftritt ein.
Als das Hamburger Abendblatt damit anfing war auch von mir nicht wenig Kritik und Häme zu lesen. Und das ist auch – aus guten Gründen – nicht weniger geworden. Zumal ich mich erst kurz zuvor damit abfinden musste, dass die Qualität tatsächlich sinken kann, wenn Springer das Blatt verlässt. Da ist ein Teil meines Weltbilds zerbrochen. Zumindest äußerlich versucht das Abendblatt ja durchaus einen seriösen Anschein zu erwecken, so dass nach der Logik eine Bezahlschranke tatsächlich funktionieren könnte.
Aber welchen Mehrwert könnte die Mopo ihren Lesern bieten, damit sie für die Online-Artikel zahlen? Vielleicht ist es pure Not, weil das Leistungsschutzrecht nun doch nicht Millionen in die Kassen gespült hat. Nun kann man die Verantwortlichen bei der Mopo selbst fragen. Dann bekommt man folgende Antwort:
Ich sehe ein, dass ich mit diesem Artikel kaum eine Chance als Redakteur bei der Mopo hätte, denn ich habe tatsächlich die Betroffenen zu Wort kommen lassen. Das widerspricht natürlich der Mopo-Charta in eklatanter Weise. Denn nur so kommen Perlen wie „Es waren St. Pauli Hooligans“ zustande. Als im Januar mit Fakten untermauert erstunken und erlogen wurde, dass St. Pauli – Fans Polizisten auf der Davidwache angegriffen hätten, fühlte sich auch der Verein schließlich genötigt, den Artikel zu bestätigen zu kritisieren:
Und Überraschung: Auch bis heute gibt es solche Beweise nicht.
Also selbst wenn ich versuche mich in die Kundschaft hineinzuversetzen: Sollten mich solche Inhalte interessieren, finde ich sie kostenlos im Netz, bevor ich dreimal laut „Boulevardzeitung“ sagen kann. Sollte die Mopo es tatsächlich schaffen, dafür 100 Euro einzunehmen beende ich jede Hoffnung auf vorhandene Intelligenz der Hamburger Leser. Und fresse einen Besen spende ebenfalls 100 Euro den Kiezhelden. Dann wäre wenigstens etwas Geld sinnvoll ausgegeben.
P.S: Das Foto zeigt den Übersteiger 114. Was der Übersteiger ist und warum man ihn lesen sollte, brauch ich Euch ja ohnehin nicht erzählen.
Der Trainer war eigentlich schon immer am Millerntor. Meist auf der Gegengeraden knapp vor der Nordtribüne.
Sozial unterwegs