
An Halloween soll man sich ja gruseln. Zumindest ein bisschen. Am Millerntor kann ich da aber eigentlich gerne verzichten. Am späten Abend kam ich also – endlich mit leuchtendem St. Pauli-Logo am Fahrradreifen in ungewohnter Dunkelheit am Millerntor an: Zeitumstellung eben.
Die Stimmung war von Anfang an sehr gut. Der Kampf beim letzten Pokalspiel wurde offenbar honoriert. In der Aufstellung gab es schon wieder einige Änderungen: Lasse war wieder fit und spielte deshalb logischeweise von Anfang an. Auch Hedenstad war wieder dabei. Vorne durfte heute Sahin sein Glück zusammen mit Marvin Duksch versuchen. Brian Koglin durfte zum zweiten Mal von Anfang an auflaufen, während mit Richard Neudecker mal wieder ein Spieler auf der Anzeigetafel stand, an dessen Namen man sich erst einmal gewöhnen muss.
Nach nicht gerade mal fünf Minuten waren wir dann in Führung. Vom Gegner bedient sagt Christopher Buchtmann „Herzlichen Dank“ und verlädt den gegnerischen Torwart. Sauber! Aber direkt nach Song Two sprach auch schon das kleine Teufelchen auf meiner Schulter zu mir: „Viel zu früh“.
Auf jeden Fall war das Selbstvertrauen dann erst mal so richtig weg. Der Gegner biss sich in unserer Hälfte und viel zu oft in unserem 16er fest. Zwischenzeitlich lag jeder unserer Spieler einmal verletzt am Boden. Nicht immer gefoult, oft einfach nur blöd zusammengeknallt.
Fast 20 Minuten nach seinem Zusammenstoß sackte Ryo plötzlich zusammen und war plötzlich völlig neben der Spur. Das sah alles andere als gut aus.
In der zweiten Halbzeit war das Spiel nicht sonderlich schön anzusehen. In Minute 50 knallten Himmelmann und Avevor zusammen, zu Glück war Himmelmann dann bereits für den Nachschuss wieder auf dem Posten, während im 16er das pure Chaos herrschte. Avevor lief danach eine ganze Weile unrund, kämpfte sich aber durch. Wie eigentlich die ganze Mannschaft viel Einsatz zeigte und sich auch nach bösen (meist nicht gepfiffenen) Fouls wieder aufrappelte.
In der 80sten Minute nach einem hervorragenden Abstoß von Himmelmann und einem Sprint stand Sahin dann alleine vor dem gegnerischen Keeper und entschloss sich für einen Rückpass. Ein ganzes Stadion stöhnte simultan auf. Ich will mich auch gar nicht auf Sahin einschießen: Wie alle anderen hatte er richtig durchgepowered und war einfach komplett fertig. Dennoch: Er hätte der Held werden können. Das war so abartig enttäuschend.
Im Anschluss hatte Nürnberg, die schon lange auf Zeit spielten und offensichtlich mit einem Punkt zufrieden waren einen Freistoß an der Strafraumgrenze. Glücklicherweise konnte sie weder diesen, noch die anschließenden Ecken nutzen.
Was für ein Fazit ziehe ich? Gut gekämpft, (fast) nix genützt. Unsere Abwehr war links mit Avevor und Koglin ohne Fehl und Tadel, rechts hatte Hedenstad einen ziemlich miesen Tag. Vorne machte Sahin leider den Ratsche der ersten Saison und Duksch war körperlich schlicht unterlegen. Der Einsatz stimmte eigentlich bei allen, aber es fehlt diese Saison einfach an Qualität.
Da machte es eigentlich keinen Sinn ihn zu feuern. Das einzig Positive daran ist, dass Ewald damit noch etwas Verlängerung erhält – als wenn wir so etwas bräuchten. Ich bin sicher, die meisten würden auch in Liga drei an unserem Trainer festhalten. Der Vorstand kann sich nächste Woche vermutlich bei der Mitgliederversammlung vermutlich was anhören. Die Sponsorwahl war ja auch nicht immer nur glücklich. Wer St. Pauli zu einem primär finanziellen Erfolgsmodell umbauen will und dafür unsere Seele vernachlässigt, hat nicht sonderlich viele Fans.
Der Trainer war eigentlich schon immer am Millerntor. Meist auf der Gegengeraden knapp vor der Nordtribüne.
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