
Freitag Abend, Arschkalt, Dunkel, Freund und Helfer an jeder Ecke. Gibt eigentlich besseres zu tun, als quer durch die Stadt zu radeln. Gefühlt waren überall schwer bepackte Uniformierte anzutreffen. An der Alster, bei Planten un Blomen und beim Messegelände. Vermutlich Tests für das OSZE-Treffen.
Am Stadion war dann in Sachen Staatsmacht nicht mehr los als sonst, vielleicht sogar weniger. Im Stadion war dann erst einmal wenig zu hören. Offensichtlich war da wohl jemand ans Mischpult gekommen, die Lautsprecher blieben ruhig. Das war zunächst einmal recht angenehm, da so weder die Deezer-Werbung, noch die Hymne der Gäste zu hören war. Dennoch: Der erste Gedanke war: Schlechtes Omen.
Verletzungsbedingt gab es bei uns einige Änderungen. So durften Joel Keller und Richard Neudecker von Anfang an spielen. Aus der Not geboren, aber in meinen Augen eine Stärkung der Mannschaft. Das Spiel unserer Jungs startete offensiv und aggressiv. Der Gegner agierte ähnlich aggressiv, jedoch nicht mit dem gleichen Willen. Insbesondere die Unterstützung der Mitspieler gefiel mir bei uns sehr gut. Es wurde früh gepresst und die Mannschaft wirkte insgesamt ungewohnt mutig. Nach gerade zwei Minuten schoss Neudecker aus der Ferne nur knapp am gegnerischen Tor vorbei. Das ließ sich doch ganz gut an.
Der Gegner wurde weiterhin sehr gut eingeschnürt und kam fast ausschließlich durch die seltenen Konter zu Chancen. Das dann aber teilweise recht gefährlich. Die Stimmung war phantastisch. Kein Wunder: Es gab ja auch ein richtig gutes Spiel zu sehen. Aufregen konnte man sich höchstens über die ein- oder andere Schiedsrichterentscheidung, die aber im Großen ganz in Ordnung waren, und über die gegnerischen Fans, die gefühlt jede Ecke vor ihrer Kurve nutzen um unsere Spieler mit Bechern und ähnlichen zu bewerfen.
Phillip Heerwagen musste dann ohne jedes Aufwärmen ins Tor um das unmögliche zu schaffen. Obwohl wir alle ihm zujubelten: Eigentlich erwartete niemand, dass er das halten würde. Doch er sprang dann nicht nur in die richtige Ecke, der Ball flog auch noch knapp am Tor vorbei. Puh. Durchatmen. Tief einatmen und mit dem ganzen Stadion lauthals „SANKT PAULI“ anstimmen. Nach 36 Minuten durfte dann der Keeper auf der anderen Seite beweisen, dass er auch seine Stärken hat. Vegar zeigte sich unbeeindruckt von dem fliegenden Becher und Feuerzeug, bediente Nehrig Mustergültig, der den Ball unter die Latte köpfte. Noch so gerade eben schaffte es der gegnerische Keeper den Ball über das Tor umzuleiten. Kurz vor der Halbzeitpause durfte sich dann auch Aziz noch einmal versuchen, schoss den Ball aber Volley über das gegnerische Tor.
Es war eine sehr ansehnliche Partie und die Halbzeitpause zum Luft (und Bier) holen willkommen. Heerwagen machte mir da noch etwas sorgen, einige Bälle waren doch sehr unglücklich weggebolzt worden.
Die zweite Halbzeit startete so schwungvoll, wie die erste geendet hatte. Und nach nur einer Minute war der Ball – nicht – drin. Innenpfosten, parallel zur Torlinie und dann doch irgendwie weg. Das war doch nicht zum aushalten! Was zum Teufel haben wir nur verbrochen, dass der Fußballgott uns dermaßen ungnädig ist? Es folgten weitere gute Chancen, anfangs fast im Minutentakt. Wir blieben spielbestimmend und – vor allem Bernd Nehrig – gallig. Das war heute kein Vergnügen gegen uns zu spielen. In der 68sten hatte dann neben Nehrig auch Aziz eine gelbe Karte: Beim Versuch, den Ball per Fallrückzieher ins gegnerische Tor zu bekommen, traf er mit dem Fuß seinen Gegenspieler. Keine Absicht, aber dennoch in Ordnung die Karte.
In der 70sten mussten wir dann dafür sorgen, dass der Gegner eine Chance bekommt. Keller spielte einen völlig verunglückten Rückpass. Zum Glück war unser Ersatzkeeper auf dem Kasten, rannte heraus und sicherte den Ball vor dem Gegner. In Minute 75 musste Nehrig dann raus. Vermutlich verletzungsbedingt. Das können wir ja nun gar nicht gebrauchen. In der 85sten patzte der frisch eingewechselte Duksch dann auch noch. Glücklicherweise ohne echte Konsequenzen.
Und um das mal klar zu stellen: Bei aller Sympathie für Stani, was die aktuellen Gerüchte angeht: Bleib bitte in Deinem Supermarkt. Wir wollen Ewald behalten.
Der Trainer war eigentlich schon immer am Millerntor. Meist auf der Gegengeraden knapp vor der Nordtribüne.
Sozial unterwegs